Nicht bei jedem kleinen Zipperlein muss man gleich den
Arzt aufsuchen. Oft hilft uns die Natur mit ihrer breiten Palette an
Heilpflanzen. Pflanzliche Heilmittel haben bei sachgerechter Verwendung so gut
wie keine schädlichen Nebenwirkungen. Unsere Großmütter besaßen einen reichen
Erfahrungsschatz im Umgang mit selbst hergestellten Teemischungen, Tinkturen,
Heilölen oder medizinischen Bädern. Sind die Krankheitssymptome jedoch
schwerwiegenderer Natur, ist der Gang zum Arzt unerlässlich.
Tinkturen
Für
die Herstellung einer Tinktur gilt folgendes Grundrezept:
10
Esslöffel frisch gehackte oder 5 Esslöffel getrocknete Kräuter werden in eine
saubere Flasche gefüllt und mit 500 ml hochprozentigem Alkohol (Äthylalkohol
oder Wodka) Übergossen. Lassen Sie die gut verschlossene Flasche dann 2 bis 3
Wochen an einem warmen Ort durchziehen. Während dieser Zeit wird sie täglich
geschüttelt. Danach filtern Sie die Tinktur ab und bewahren sie kühl und
trocken auf.
Tinkturen
werden unverdünnt oder mit etwas Wasser eingenommen, für Einreibungen,
Kompressen, Tees oder als Badezusatz verwendet. Für Salben mischt man sie mit
Bienenwachs, Lanolin (Wollfett) oder Kakaobutter.
Fichtenspiritus
Einreibungen
mit Fichtenspiritus helfen bei Rheuma, Gicht und Hexenschuss. 2 Teile frisch
gehackte Fichtensprossen, 1 Teil Wacholderbeeren, 1 Teil Lavendelblüten,
70-prozentiger Alkohol (alle Pflanzenteile müssen mit dem Alkohol bedeckt
sein). Dann wie im Grundrezept beschrieben fortfahren.
Fichte- Picea
abies - Kieferngewächs (auch
Rottanne)
Botanisches: Dieser 40 bis 50 m hohe Baum besitzt eine rötliche,
raue Rinde. An den Zweigen reifen 10 bis 16 cm lange und 3 bis 4 cm dicke
Zapfen, die im Ganzen abfallen. Die vierkantigen, 1,5 bis 2 cm langen,
dunkelgrünen, spitzen Nadeln wachsen spiralförmig am Zweig. Die Heimat der
Fichte, die als wichtigstes europäisches Nutzholz gilt, ist Nord- und
Mitteleuropa. Sie bevorzugt einen leicht sauren, feuchten Boden und kommt bis
zu einer Höhe von 2000 m vor. Inhaltsstoffe: Harz, ätherische Öle,
Vitamin C
Ernte: Im April und Mai sammelt man die jungen, etwa 10 cm
langen Triebe. Pflücken Sie immer von mehreren Bäumen und reißen Sie nie Triebe
von der Krone ab, da der Baum dann verkrüppelt.
Verwendung: Die Germanen verehrten die Fichte als Symbol für
Kraft und
Hoffnung,
da sie eine außergewöhnliche Winterhärte besitzt und einen immergrünen Wuchs
hat. In den nordischen Wäldern war die Fichte dem Lichtgott Balder geweiht.
Noch heute setzen Zimmerleute beim Richtfest ein Fichtenbäumchen oder
Fichtenzweige als Richtkrone aufs Dach. Auch als Maibaum steht häufig eine
Fichte auf dem Dorfplatz.
Neben
Fichtenspiritus bereitet man aus Fichtensprossen auch Fichtenhonig und
Fichtenbäder zu. Fichtenhonig
lindert Bronchitis, Grippe und
Erkältungen. Bei rauem Hals oder Husten wird er löffelweise eingenommen oder
in Tee aufgelöst. Zudem ist er ein wohlschmeckender Brotaufstrich. Zur Herstellung
benötigt man einen großen Topf Frühjahrstriebe, gibt nach Wunsch noch je 1 Hand
voll Brombeer-, Himbeer-, und Löwenzahnblätter zu und füllt mit Wasser auf.
Anschließend kocht man die Triebe 1 Stunde und lässt den Ansatz über Nacht
ziehen. Am folgenden Tag wird er gefiltert und dabei gut ausgedrückt. 1 I Sud
wird jetzt mit 1 kg Kandiszucker (oder 500 g Normalzucker und 500 g
Kandiszucker) 2 Stunden Sirup artig eingekocht und anschließend zur Aufbewahrung
in Schraubgläser gefüllt.
Fichtennadelbäder
dienen der allgemeinen
Beruhigung, wirken schleim-und hustenlösend und fördern die Durchblutung. Man
stellt sie entweder aus einem Extrakt her (Apotheke) oder bereitet sie mit
frischen Fichtenzweigen zu. Diese kocht man 20 Minuten in einem abgedeckten
Topf, filtert anschließend ab und gibt den heißen Sud ins Badewasser.